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Conway's Law & Fluide Kommunikation

  • Autorenbild: Nina Müller-Peltzer
    Nina Müller-Peltzer
  • 15. Okt. 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Okt. 2024

In der Tech- und Fintech-Branche, wo Innovation und schnelle Anpassungsfähigkeit von höchster Priorität sind, ist eine flexible und durchdachte Kommunikationsstrategie essenziell. Für Führungskräfte wie CEOs, Marketing- und Vertriebsleiter sowie HR-Verantwortliche ist es entscheidend, das Verständnis von fluider Kommunikation zu fördern – nicht nur, um interne Wissensilos aufzubrechen und eine stärkere externe Kommunikation zu schaffen, sondern auch, um flexibel, ressourceneffizient und schnell auf Personalmangel, Wettbewerbsdruck und Marktdisruption reagieren zu können.

 

Fluide Kommunikation und Conway’s Law basieren auf ähnlichen Grundprinzipien: Beide heben hervor, dass die Art und Weise, wie Informationen in einer Organisation fließen, direkt die Qualität und Struktur der Produkte und Dienstleistungen beeinflusst. Conway’s Law besagt, dass Systeme die Kommunikationsstrukturen der Organisation widerspiegeln, die sie entwickelt hat. Unternehmen mit fragmentierten Abteilungen schaffen tendenziell Produkte, die ebenfalls fragmentiert sind und deren Funktionen nicht optimal harmonieren.



Mehrere Stränge organischer Fäden verlaufen verdreht ineinander durchs Bild.

Fluide Kommunikation bietet hier eine Lösung: Wenn Organisationen sicherstellen, dass Informationen frei fließen und alle relevanten Parteien in einen holistischen Kommunikationsprozess eingebunden werden, entsteht ein kohärentes, anpassungsfähiges System, das schneller auf Kundenbedürfnisse reagieren kann. Dies führt zu Produkten,

die den Bedürfnissen des Marktes besser entsprechen und die Marke stärken.



Warum fluide Kommunikation Conway’s Law ergänzt und erweitert

Conway’s Law unterstreicht, wie interne Strukturen direkt auf das Produktdesign und die Funktionsweise eines Systems wirken. Fluide Kommunikation erweitert dieses Konzept und stellt sicher, dass die Informationsflüsse nicht nur innerhalb einzelner Teams, sondern über die gesamte Organisation hinweg koordiniert sind. Das reduziert Reibungsverluste und ermöglicht eine agile Anpassung an Marktveränderungen. Mit fluider Kommunikation werden Silos aufgebrochen und eine ganzheitliche Sicht auf das Unternehmen und den Markt ermöglicht.



Was ist fluide Kommunikation?

Fluide Kommunikation geht davon aus, dass sich Kommunikationswege stets dynamisch und fließend verhalten. Das bedeutet, dass Informationen sich oft ungefiltert und rasant durchs Unternehmen bewegen und an unterschiedlichen Stellen auch auf den Markt treffen. Das kann bspw. durch gezielte Marketing/Sales-Kommunikation, aber auch ungezielt durch Mitarbeiter bei Events, über Bewertungsplattformen o.a. Kanäle geschehen. 

 

Das Konzept der fluiden Kommunikation geht nicht davon aus, das Kommunikation aufgehalten und in einzelne Teildisziplinen aufgebrochen werden kann. Vielmehr sollen transparente, gut strukturierte Informationsströme, sogenannte communication flows oder content flows sicherstellen, dass relevante Informationen schnell und zielgerichtet dort ankommen, wo sie gebraucht werden – und das in alle Richtungen: innerhalb von Abteilungen, top-down, bottom-up und über die Grenzen der Organisation hinaus, aber auch rückläufig von Kunden, Markt und Wettbewerb ins Unternehmen.

 

Insgesamt charakterisiert sich das Konzept der fluiden Kommunikation durch einen aufrichtigeren Umgang mit Kommunikation und erkennt an, dass der Austausch auf vielen Ebenen verbal und non-verbal stattfindet und eine Eingrenzung daher weder möglich noch zielführend ist. Wird die Dynamik, die fluide Kommunikation innehat, unterdrückt (Mitarbeiter werden mundtot gemacht, Gatekeeping soll Informationen zurückhalten, Micromanagement greift steuernd ein und bevor"mundet") bricht die Kommunikation zwischen einzelnen Rollen oder Gruppen entweder gänzlich ab, oder die ausgeschlossene Gruppe interpretiert die verbleibende Kommunikation, was häufig zu inkorrekten Annahmen und mitunter negativen Auswirkungen auch auf die Außenkommunikation hat In der Folge werden auch Kunden nicht korrekt angesprochen, Produkt- oder Dienstleistungsbezogene Infos falsch weitergegeben, negative Eindrücke aus dem Unternehmen mit externen Personen geteilt, etc.

Wird fluide Kommunikation dagegen als solche anerkannt und findet ein transparenter Umgang mit Informationen und Dynamiken statt, kann sie sowohl intern als auch für die externe Wahrnehmung einen enormen Dienst leisten. 



Fluide Kommunikation: Ein Konzept, das Silos durchbricht

In Anlehnung an Conway’s Law fordert fluide Kommunikation, dass Unternehmen Kommunikationswege schaffen müssen, die Informationen sauber, einfach zugänglich und schnell innerhalb der Organisation und darüber hinaus bewegen. Diese „communication flows“ oder „content flows“ gewährleisten, dass Informationen zur richtigen Zeit die richtigen Empfänger erreichen.

 

Entscheidend ist hier das Konzept der Fluidität: Informationen müssen nicht nur horizontal zwischen Abteilungen fließen, sondern auch vertikal – von der Führungsetage bis zur Mitarbeiterebene und umgekehrt. So entsteht ein voneinander lernendes System, das Bottom-up-, Top-down- und Cross-Unit-Ansätze miteinander kombiniert, um ein vollständiges und realistisches Echtzeit-Bild der Marktanforderungen zu entwickeln. Ziel ist es, Kommunikationswege zu schaffen, die sicherstellen, dass Informationen effizient weitergegeben werden und Verzerrungen durch interne Filterprozesse oder externe Faktoren weitestgehend vermieden werden können.​


Was bedeutet das für die interne Kommunikation?

Für die interne Kommunikation bedeutet dies, dass Abteilungen nicht nur besser miteinander vernetzt sein müssen, sondern ebenfalls kontinuierlich voneinander lernen. Führungskräfte sollten daher eine Kultur fördern, in der Wissen und Informationen über alle Hierarchieebenen hinweg geteilt werden. Eine zentrale „Single Source of Truth“ schafft Transparenz und demokratisiert das Wissen, was zu einer kontinuierlichen Erweiterung des Unternehmens-Know-hows führt. Die die Belegschaft formt so ein umfangreiches Wissensnetzwerk, das jeden Mitarbeiter zu jedem Zeitpunkt sprechfähig in der Sache des Unternehmens werden lässt.

 

Die Rolle der externen Kommunikation

Fluide Kommunikation beschreibt auch das Verständnis, dass sich jede vorhandene oder nicht-vorhandene Information in der Kommunikation aus dem Unternehmen raus wiederfindet, interne und externe Kommunikation demnach nicht trennbar sind. Sowohl unvollständiges Wissen, fehlerhafte Produktinformationen, aber auch Gatekeeping und Intransparenz wirken sich genauso auf die nach draußen dringende Kommunikation aus, wie negative interne Konflikte oder Verwerfungen. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, jedes gut gebriefte Kommunikationspaket, jede positive Erfahrung, jede relevante Information findet ebenfalls ihren Weg aus dem Unternehmen und formt so das Bild über die Marke mit. Kommunikation nach außen sollte also nicht nur als wertvolles, verkaufsförderndes Tool verstanden werden, sondern als ein sensibles organisches Konstrukt, das falsch angewendet großen Schaden, richtig angewendet wirtschaftlichen Erfolg und lange Kundenbindung erzielen kann.

 

Fluide Kommunikation ins Unternehmen zurück

Fluide Kommunikation sollte nicht nur als Maßnahme verstanden werden, den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen zu fördern, sondern wertvolles Feedback zu sammeln, das wiederum intern ausgewertet und für die Optimierung von Strategien genutzt wird. Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen, die aktiv Kundenfeedback integrieren, eine um 10-15 % höhere Kundenbindung erzielen und ihre Marktposition stärken können. Dadurch entsteht ein umfassendes Verständnis der Marktanforderungen und ein Feedback-Kreislauf, der es ermöglicht, Produkte kontinuierlich zu verbessern und schneller auf Veränderungen zu reagieren. Erweitert werden kann diese Information durch unternehmenseigene Recherchen in den relevanten Themengebieten, die durch ein explizit dafür angesetztes Team ins Unternehmen getragen, aufbereitet und geteilt werden. So wird eine konstante aktuelle Marktbeobachtung und letztendlich auch Marktexpertise aus dem Unternehmen heraus gewährleistet.


Durch die Integration von Kundenfeedback, Wettbewerbsanalysen und Markttrends in einen universellen Kommunikationsfluss können Unternehmen ein umfangreiches Verständnis darüber gewinnen, was am Markt benötigt wird und wie ihre Produkte und Dienstleistungen auf diese Anforderungen abgestimmt werden können. Dadurch lassen sich nicht nur Produkte schaffen, die auf dem Markt erfolgreich sind, durch die kontinuierliche Wissensanreicherung etabliert sich das gesamte Unternehmen in kürzester Zeit zum wertvollen Inputgeber und Thought Leader für die Branche.



Erste Implementierungsschritte für fluide Kommunikation in Unternehmen

 

  1. Hierarchie abbauen und Silos vermeiden: Organisationen sollten Strukturen schaffen, die offene Kommunikation und schnelle Entscheidungen unterstützen. Indem unnötige Hierarchieebenen abgebaut werden, kann der Informationsfluss effizienter gestaltet und die Anpassungsfähigkeit gesteigert werden. Das setzt einen Mindset-Shift voraus, weg von stark kuratierten Inhalten ("wir teilen nur was im Moment gebraucht wird") hin zu offenen Inhalten ("wir teilen alles, außer personalrelevante und vereinzelt auch unternehmenskritische Inhalte"). Der Informationsnutzer wird zurück in die eigene Selbständigkeit gebracht, zu entscheiden, welche der verfügbaren Infos wirklich relevant für die konkrete Aufgabe sind und wie sie im Gesamtkontext der Unternehmensziele zu verstehen sind.

  2. Cross-funktionale Teams fördern: Teams, die abteilungsübergreifend arbeiten, tragen zu einer kulturübergreifenden Perspektive bei, die Innovation und Kundenzentrierung unterstützt. So ist gewährleistet, dass Teams voneinander lernen, Informationen aber auch Erkenntnisse, Codes, Produktteile und -prozesse sowie Arbeitskräfte teilen. So werden auch außerhalb der Produktentwicklung Synergien zwischen Teams geschaffen, die sich positiv auf Arbeitsprozesse, Ressourcennutzung, aber auch Teamverhalten auswirken und ein gemeinsames Arbeiten über Abteilungen hinaus fördern.

  3. Effiziente Feedback-Schleifen etablieren: Eine regelmäßige Sammlung und Verarbeitung von Feedback aus allen Unternehmensbereichen sowie vom Markt hilft, Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern und interne Prozesse anzupassen. Mitarbeiterfühlen sich nicht nur gehört, sondern finden eine tatsächliche Struktur innerhalb derer sie ihr gesamtes Wissen einbringen können. Durch einen transparenten Austausch in und aus allen Bereichen gestaltet sich das Unternehmen als lernende Organisation mit einem sehr hohen Sachverstand auf allen Ebene, der auch bei Kunden und Partnern eine hohe Expertise und Glaubwürdigkeit verkörpert.

  4. Digitale Tools für die Zusammenarbeit nutzen: Tools wie Slack oder Microsoft Teams erleichtern die Echtzeitkommunikation und fördern die Transparenz. Diese Tools unterstützen auch das Wissensmanagement und tragen dazu bei, Silos zu überwinden und ein ganzheitliches Kommunikationsmodell zu etablieren. Gleichzeitig ist eine unbedingte Orchestrierung wichtig, um dezentrale Informationsansammlungen, Verlust oder Desorganisation von Informationen zu vermeiden. Insgesamt sollte bei der Informationsteilung auf wenige aber effiziente Tools zurückgegriffen werden, um die Suche nach Inhalten und Informationen intuitiv zu gestalten und den Zeitraum des Auffindens wichtiger Informationen auf ein Minimum zu reduzieren.


Zahlreiche weitere Möglichkeiten können den Austausch auch mit Kunden und Partnern weiter verbessern.



Fazit

 

Durch die Implementierung fluider Kommunikationsstrukturen können Unternehmen nicht nur ihre internen Prozesse optimieren, sondern auch ihre Position im Markt stärken und langfristig erfolgreich agieren. Für Entscheider in großen Tech- und Fintech-Unternehmen ist fluide Kommunikation ein strategischer Vorteil, der es ermöglicht, die Marke in einem dynamischen und wettbewerbsintensiven Umfeld besser zu positionieren und auf sich verändernde Marktbedürfnisse schneller und effektiver zu reagieren.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass fluide Kommunikation als Erweiterung von Conway’s Law die Grundlage für eine dynamische, vernetzte Organisation bildet. Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen, können sich besser auf den Markt einstellen und schaffen eine Marke, die in einem sich ständig verändernden Umfeld bestehen kann.


Individuelle Workshop-Pakete stelle ich Ihnen gerne auf Basis eines unverbindlichen Erstgesprächs zusammen.

 

 






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